Herzlichen Dank für Deine Frage.
Deine Feststellung, dass diese "Vollprofessionelle" Betreuung einem ja gar nicht
verstehen kann, mag oft zutreffen. Die bestens ausgebildeten Betreuer weisen ein hervorragendes Fachwissen auf. Was ihnen fehlt ist die praktische Erfahrung
mit dem Problem, vergleichbar mit einem Fussballtrainer der nie Fussball gespielt hat. So müssen wir Alkoholgefährdeten die gut gemeinten Hilfeleistungen der
Betreuer verstehen und uns daraus das Beste entnehmen.
Ich bin der Meinung, dass wir "Alkoholgefährdeten" sehr viel in
Eigenverantwortung tun können. Die Gruppenbesuche z.B. (Anonyme Alkoholiker) sind ein sehr guter Weg.
Meine Erfahrung ist, dass man mit Selbsttherapie sehr viel erreicht. Nur, muss man sich
zuerst selbst eingestehen, dass man ein Alkoholproblem hat!
Statistisch gesehen haben ca. 20% der erwachsenen Bevölkerung, im
deutschsprachigen Raum, einen riskanten Umgang mit Alkohol, ca. 3-5% werden zu "echten" Alkoholikern. Da hilft dann nur noch eine professionelle- ,
medizinische- und psychologische-Betreuung. Der Rest wurstelt sich so durch, mit all seinen Risiken, bis zu den ersten Schockerlebnissen:
Beziehungsproblem, Arbeitsplatzverlust, alkoholbedingter Unfall
usw.
Mein Ansatz mit Selbsttherapie zielt auf die Gruppe der
Alkoholgefährdeten, die noch gewillt und fähig ist, in Eigenverantwortung zu
handeln.
Dies bedingt Disziplin, Durchhaltewillen, am Anfang viel Kritik vom
sozialen Umfeld! Dann aber wenn man das durchhält, erkennst Du was Du alles verpasst hast! Dein Umfeld erkennt nach kurzer Zeit, dass Du besser drauf bist,
besser aussiehst. Dein Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit usw. lassen Deine Absage an den Alkohol plötzlich in eine stille Bewunderung
umschlagen.
Ich ermutige alle Alkoholgefährdeten, sich zuerst auf die
Eigenverantwortung zu besinnen und eine Selbsttherapie zu versuchen. Wir müssen verstehen, dass unser Umfeld, ausser den echten Freunden, gar nicht
interessiert ist unseren riskanten Alkoholkonsum zu hinterfragen. Wir sind eine hoch interessante Konsumgruppe für die "Drogenhändler": Bar`s, Restaurants,
Hersteller und Verkäufer alkoholischer Getränke. Auch sogenannte Freunde die mit uns so gerne anstossen, wollen uns gerne so lassen wie wir
sind.
Der Spruch: " Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner" finde ich für
unsere Situation sehr
zutreffend.